Arbeitsmedizin und Umwelthygiene in der Gewerbeordnung des Norddeutschen Bundes vom 21.06.1869 (Book, 1996) [WorldCat.org]

Author:	Christoph Hohmann
Publisher:	Düsseldorf : Triltsch, ©1996.
Series:	Düsseldorfer Arbeiten zur Geschichte der Medizin, 69.
Edition/Format:	Print book : GermanView all editions and formats
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Subjects	Medicine, Industrial -- Germany -- History. Industrial hygiene -- Germany -- History. Norddeutscher Bund (1866-1870) View all subjects
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Genre/Form:	History
Additional Physical Format:	Online version: Hohmann, Christoph. Arbeitsmedizin und Umwelthygiene in der Gewerbeordnung des Norddeutschen Bundes vom 21.06.1869. Düsseldorf : Triltsch, ©1996 (OCoLC)605922914
Document Type:	Book
All Authors / Contributors:	Christoph Hohmann Find more information about:
ISBN:	3799800735 9783799800730
OCLC Number:	36662798
Description:	170 pages ; 21 cm.
Series Title:	Düsseldorfer Arbeiten zur Geschichte der Medizin, 69.
Responsibility:	von Christoph Hohmann.

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Das Standardwerk zu Arbeitsmedizin und Umweltschutz in der Gewerbeordnung

by Woorth (WorldCat user published 2012-10-05) Excellent

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Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Gewerbeordnung des Norddeutschen Bundes vom 21.06.1869 . Die in diesem Gesetz vorhandenen arbeitsmedizinischen und umwelthygienischen Bestimmungen wurden zunächst aufgezeigt und umfassend beschrieben. Die einzelnen Konzessionsverfahren für Fabrikanlagen und die für die Fabrikarbeit von Kindern und Jugendlichen gesetzlich geforderten Voraussetzungen wurden erläutert. Die rechtlichen Grundlagen für eine Überwachung der Einhaltung der Bestimmungen der Gewerbeordnung wurden anhand der Tätigkeit der Fabrikinspektoren dargestellt.

Hieran anschließend wurden die Auswirkungen dieser Gesetzesvorschriften auf die Fabriken, auf die Umwelt und die jugendlichen und erwachsenen Fabrikarbeiter untersucht. Anhand der Berichte der Fabrikinspektoren wurde hierbei schwerpunktmäßig insbesondere die Entwicklung in Preußen und im bereits stark industrialisierten Regierungsbezirk Düsseldorf analysiert. Besonderen Wert wurde hierbei auf die Darstellung der Auswirkungen der Gesetzesbestimmungen auf die Umwelt sowie die Gesundheit der Fabrikarbeiter und Fabrikanwohner gelegt. Mittels zahlreicher zeitgenössischer Beispiele wurden die Schwierigkeiten bei der Verwirklichung der Gesetzesbestimmungen und Gesetzesverstöße aufgezeigt. Die einzelnen aufgrund der Gewerbeordnung vorgenommenen umwelthygienischen Schutzmaßnahmen sowie die Maßnahmen des Gesundheitsschutzes wurden auf ihre Bedeutung hin untersucht. Der Zusammenhang zwischen der Festsetzung von Konzessionsbedingungen für Fabrikanlagen und dem Schutz der Gesundheit der Fabrikanwohner und der in diesen Fabriken beschäftigten Arbeiter wurde anhand zahlreicher Beispiele belegt.

Abschließend wurde die zeitgenössische Bewertung der Bestimmungen der Gewerbeordnung ausführlich dargestellt, wobei insbesondere auf die Meinung der deutschen Ärzteschaft eingegangen wurde. Neben der Kritik der Bestimmungen wurden auch die damals unterbreiteten Verbesserungsvorschläge zur Gewerbeordnung erläutert. Die Forderungen der Mediziner bezogen sich hierbei insbesondere auf einen verbesserten Schutz der Gesundheit der Kinder und Jugendlichen sowie der erwachsenen Fabrikarbeiter. Einen weiteren Schwerpunkt stellten in diesem Zusammenhang Forderungen nach einem verbesserten Schutz von schwangeren Fabrikarbeiterinnen dar. Die damalige Diskussion um die Altersgrenze und die Arbeitszeiten für jugendliche Fabrikarbeiter wurde genau untersucht, wobei die Vorstellungen der Ärzte anhand der zeitgenössischen medizinischen Fachliteratur erläutert wurden.

Die Gewerbeordnung des Norddeutschen Bundes vom 21. Juni 1869 stellte einen entscheidenden Schritt zum Schutz der Umwelt vor den Auswirkungen der Industrialisierung und zur Herstellung humaner Arbeitsbedingungen in den Fabriken dar. In ihr sind umwelthygienische und arbeitsmedizinische Forderungen vereinigt, um die Gesundheit von jugendlichen und erwachsenen Fabrikarbeitern, aber auch von Anwohnern der Gewerbebetriebe zu gewährleisten.

Die Bedeutung der Gewerbeordnung des Norddeutschen Bundes liegt nicht zuletzt auch in der Tatsache, daß ihre Bestimmungen 1872 im gesamten Deutschen Reich gültig wurden und in Deutschland sinngemäß teilweise bis zum heutigen Tage gültig geblieben sind. Betrachtet man beispielsweise die aktuellen Bestimmungen des Immissionsschutzes, so läßt sich die Handschrift dieser Gewerbeordnung bisweilen noch gut erkennen. In diesem Zusammenhang kann man das Jahr 1869 auch als das " Geburtsjahr des modernen Immissionsschutzes " betrachten ( 37, p. 214). Die " Rechtszersplitterung " vieler einzelner, zum Teil recht unterschiedlicher gewerbepolizeilicher Bestimmungen wurde durch dieses Gesetz beseitigt ( 36, p. 318).

Durch das in diesem Gesetz festgelegte Genehmigungsverfahren für Fabriken konnte der im Rahmen der Industrialisierung auftretenden zunehmenden Umweltverschmutzung wirksam Einhalt geboten werden. Der Staat hatte die Möglichkeit, die Errichtung und den Betrieb von Fabriken zu verhindern, wenn von diesen eine Gefahr für die Umwelt oder die Gesundheit der Bevölkerung ausging. Größtenteils wurde der Bau und der Betrieb der Fabrikanlagen allerdings nicht verboten, sondern es wurde versucht, durch die Festsetzung von Konzessionsbedingungen den Schutz der Umwelt zu gewährleisten . Bereits in diesem Konzessionsverfahren für Gewerbebetriebe wurde auch auf Herstellung von Arbeitsschutzmaßnahmen für die in den Fabriken beschäftigten Arbeiter geachtet. Die Bestimmungen der Gewerbeordnung ermöglichten auch die Einrichtung von ersten Gewerbegebieten. Die durch dieses Gesetz hervorgebrachten Maßnahmen zum Schutz der Umwelt beruhten daher nicht nur auf der Genehmigung oder dem Verbot von Fabriken, der Staat hatte vielmehr auch die Möglichkeit, mit der Bestimmung von Konzessionsbedingungen und mit der Festsetzung der Ortslage von Fabriken Maßnahmen des Umweltschutzes zu verwirklichen.

Den damaligen Medizinern kam hinsichtlich dieser ersten Umweltschutzbestimmungen eine zweifache Bedeutung zu. Zunächst waren sie als Sanitätsbeamte direkt an der Genehmigung von Fabriken und der Festsetzung von notwendigen Konzessionsbedingungen beteiligt. Hier konnten sie ihr Wissen um Krankheiten einbringen und dafür sorgen, daß dem Schutz der Gesundheit der Fabrikanwohner Rechnung getragen wurde. Eine wichtige Rolle spielten die Ärzte aber auch bei der Bewertung der Gewerbeordnung . Es waren vor allem die Mediziner, die immer wieder auf die Bedeutung der Bevölkerungsgesundheit aufmerksam machten und durch Verbesserungsvorschläge zu den Gesetzesbestimmungen den Schutz der Gesundheit auch gewährleisteten.

Wenn einem auch aus heutiger Sicht die einzelnen Konzessionsbedingungen vielleicht teilweise als recht einfach und nicht ausreichend erscheinen und man ferner geneigt ist, bisweilen auch ein zu großes Entgegenkommen der Behörden gegenüber den Unternehmern zu konstatieren, so muß jedoch zugleich festgestellt werden, daß die Bestimmungen der Gewerbeordnung den Anfang eines Schutzes der Umwelt und der Fabrikanwohner darstellten. Von Bedeutung bleibt, daß hier ein erster wichtiger Schritt in Richtung Umweltschutz und Arbeitsschutz vollzogen wurde.

Die Gewerbeordnung zielte nicht nur auf einen Schutz der Umwelt, auch die Gesundheit der jugendlichen und der erwachsenen Fabrikarbeiter sollte aufgrund dieses Gesetzes gewährleistet werden. Die Arbeit von Kindern in Fabriken wurde grundsätzlich erst ab Erreichen einer Altersgrenze von zwölf Jahren erlaubt. Eine positive geistige und körperliche Entwicklung sowie die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen bis zum sechzehnten Lebensjahr sollte durch umfangreicher Bestimmungen zur Arbeitszeit gesichert werden. Die Vorstellungen der Ärzte wurden hierbei allerdings nicht ausreichend berücksichtigt . Die in der Gewerbeordnung festgesetzte Altersgrenze von zwölf Jahren erschien vielen Medizinern als zu niedrig. Es wurden ferner Bestimmungen gefordert, die gesundheitsschädliche Tätigkeiten der jungen Fabrikarbeiter verbieten sollten . Aufgrund der Bestimmungen zum Schutz der erwachsenen Fabrikarbeiter kam es zur Verwirklichung einer großen Anzahl von Arbeitsschutzmaßnahmen in den Fabriken. Hierbei wurde sowohl die Verhütung von Arbeitsunfällen als auch eine Verhütung von Berufskrankheiten berücksichtigt. Den Ärzten gingen diese Bestimmungen allerdings vor allem bezüglich einer Prophylaxe gegen Berufskrankheiten nicht weit genug. Die Mediziner forderten ferner eine gesetzliche Grundlage für Mutterschutzbestimmungen und auch die Feststellung einer maximal zulässigen täglichen Arbeitszeit für alle Fabrikarbeiter . Schließlich sollte nach Meinung der Mediziner die Kontrolle der Gewerbebetriebe in gesundheitlicher Hinsicht durch Ärzte und nicht durch technisch vorgebildete Fabrikinspektoren erfolgen.

Die Einhaltung der Bestimmungen der Gewerbeordnung und die Verwirklichung ihrer umwelt - und arbeitsmedizinischen Ziele wurde vor allem durch die Fabrikinspektoren gewährleistet. Hinsichtlich der Bedeutung der Gewerbeordnung des Norddeutschen Bundes für die Fabrikinspektion ist zweierlei festzustellen :

1. Aufgrund dieser Gewerbeordnung wurde die Möglichkeit, besondere Fabrikinspektoren einzustellen, zunächst auf alle Staaten des Norddeutschen Bundes und dann auf sämtliche Staaten des Deutschen Reiches ausgedehnt ( 35, p. 294).

2. Es wurde allerdings nur das Recht, Fabrikinspektoren einzustellen, aber nicht die Verpflichtung hierzu, auf alle Staaten ausgedehnt. Die Gewerbeordnung des Norddeutschen Bundes sah nur eine fakultative und nicht eine obligatorische Fabrikinspektion vor. Dies führte dazu, daß in einer Reihe von Staaten nach der Einführung der Gewerbeordnung im Gegensatz zu Preußen zunächst erst einmal gar keine Fabrikinspektoren beschäftigt wurden.

Nachdem diese Revisionsbeamten zunächst nur für die Kontrolle der Bestimmungen zur Kinderarbeit zuständig waren, wurden sie durch die Instruktion von 1874 auch mit der Überwachung der genehmigungspflichtigen Fabrikanlagen und den Arbeitsschutzbestimmungen für erwachsene Fabrikarbeiter betraut. Durch die mit großem Engagement ausgeführte Tätigkeit dieser Beamten konnte die Verwirklichung der Bestimmungen der Gewerbeordnung überhaupt erst ermöglicht werden. Aufgrund ihrer Arbeit konnten Verstöße durch Unternehmer und Fabrikbesitzer festgestellt und eine notwendige Bestrafung derselben veranlaßt werden. Die Tätigkeit der Fabrikinspektoren war schließlich auch für die Verwirklichung der Arbeitsschutzmaßnahmen in den Fabriken von großer Bedeutung.

Der Arzt RUDOLPH LEUBUSCHER stellte bereits 1848 fest ( 21, p. 48) :

" Die Frage und Forderung an den Staat, die physische Gesundheit seiner Theilnehmer zu wahren und zu vertreten, ist die natürliche Konsequenz der anerkannten Forderung, die Berechtigung der allgemeinen Existenz eines Jeden anzuerkennen und die Möglichkeit der Entwicklung seiner geistigen und körperlichen Fähigkeiten zu gewähren. "

Die Gewerbeordnung des Norddeutschen Bundes versuchte dieser Forderung an den Staat gerecht zu werden, indem sie nicht nur den Schutz der Gesundheit sondern auch den Schutz der Umwelt ermöglichen wollte.

INHALTSVERZEICHNIS

<h3>I. Einführung in die Thematik 3</h3> <h3>II. Die arbeitsmedizinischen und die umwelthygienischen Bestimmungen </h3>

A. Die umwelthygienischen Forderungen der Gewerbeordnung 4

1. Das Genehmigungsverfahren für die Errichtung von Fabriken ( § 16 ) 7

2. Die Genehmigung von Veränderungen an Fabrikanlagen ( § 25 ) 12

3. Das Verbot des weiteren Betriebes von Fabrikanlagen ( § 51 / 52 ) 12

4. Die Bestimmung von Gewerbegebieten ( § 23 ) 13

B. Die arbeitsmedizinischen Forderungen der Gewerbeordnung 15

1. Die arbeitsmedizinischen Bestimmungen für Kinder und Jugendliche ( § 128 - 133 ) 16

2. Die arbeitsmedizinischen Bestimmungen für Erwachsene ( § 107 ) 20

C. Die Fabrikinspektion 23

1. Die Überwachung der Arbeit von Kindern und Jugendlichen in Fabriken 25

2. Die Überwachung der Arbeitsschutzmaßnahmen für Erwachsene 27

3. Die Überwachung der nach § 16 genehmigungspflichtigen Fabrikanlagen 27

III. Bedeutung und Auswirkung der Gewerbeordnung

A. Die umwelthygienischen Bestimmungen 29

1. Die Genehmigungsverfahren für Fabriken. ( § 16, § 25, § 51/52 ) 34

2. Die Konzessionsbedingungen 49

3. Die Fabrikinspektion und Verstöße gegen die umwelthygienischen Bestimmungen 53

4. Die räumliche Lage der Fabriken in den Städten (§ 23 ) 66

B. Die arbeitsmedizinischen Bestimmungen für Kinder und Jugendliche 71

1. Die Beschäftigungszahlen der Kinder und Jugendlichen in den Fabriken 71

2. Die Beschäftigung von Kindern unter 12 Jahren 81

3. Die Bestimmungen zur Arbeitszeit 83

4. Der Einfluß der Arbeit auf die Gesundheit der Kinder und Jugendlichen 92

C. Die arbeitsmedizinischen Bestimmungen für Erwachsene 98

1. Die Verhütung von Arbeitsunfällen 100

2. Die Verhütung von Berufskrankheiten 102

<h3>IV. Zeitgenössische Bewertung der Gewerbeordnung, insbesondere durch die</h3> <h3> deutsche Ärzteschaft </h3>

A. Die umwelthygienischen Bestimmungen. 108

1. Die Genehmigungsverfahren für Fabriken 108

2. Die Bestimmung des Fabrikstandortes gem. § 23 116

B. Die arbeitsmedizinischen Bestimmungen für Kinder und Jugendliche 118

1. Das 12. Lebensjahr als Altersgrenze 118

2. Die Bestimmungen zur Arbeitszeit 122

3. Der Schutz der Gesundheit der jungen Fabrikarbeiter 130

C. Die arbeitsmedizinischen Bestimmungen für die Erwachsenen 135

1. Die Verhütung von Arbeitsunfällen 136

2. Die Verhütung von Berufskrankheiten 138

3. Der Maximalarbeitstag und die Beschäftigung von Frauen in den Fabriken 143

<h3>V. Schluß 151</h3> <h3>VI. Literaturverzeichnis 154</h3> <h3> </h3>

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